Es gibt wenige Dinge, die so charakteristisch für Vietnam sind wie sein Kaffee. Ein einzigartiges Aroma, das sich von allem unterscheidet, was man vielleicht gewohnt ist. Die Straßen von Hanoi oder Saigon sind erfüllt von diesem Duft, und an jeder Ecke sieht man Menschen, die auf kleinen Plastikhockern sitzen und ihren intensiven, dunklen Kaffee genießen. Das Besondere daran ist nicht nur der Geschmack, sondern auch die Art der Zubereitung. Mit einer kleinen Metallfilterpresse, der sogenannten Phin, entsteht Tropfen für Tropfen ein konzentriertes Meisterwerk.
Die gute Nachricht ist, dass man diesen besonderen Kaffee nicht nach Vietnam reisen muss, um ihn zu probieren. Mit ein paar einfachen Zutaten und dem richtigen Werkzeug kannst du dir diese kleine Auszeit und ein Stück vietnamesische Lebensart ganz einfach nach Hause holen. Es ist ein Ritual der Entschleunigung, bei dem man dem Kaffee einfach die Zeit lässt, die er braucht.
Was deinen Kaffee wirklich vietnamesisch macht
Bevor wir mit der Zubereitung beginnen, lohnt es sich, einen Blick auf die zwei wichtigsten Komponenten zu werfen. Der vietnamesische Kaffee zeichnet sich durch zwei unverwechselbare Elemente aus: die Bohnen und die Süße. Traditionell wird in Vietnam Robusta-Kaffee verwendet. Diese Bohnensorte ist kräftiger, erdiger und enthält mehr Koffein als die weit verbreitete Arabica-Bohne. Oft werden die Bohnen auch mit etwas Butter und Zucker geröstet, was ihnen eine tiefe, fast schokoladige Note verleiht. Such einfach nach vietnamesischem Kaffee oder Trung Nguyen Kaffee online oder in asiatischen Supermärkten.
Das zweite Markenzeichen ist die Süße. Klassischerweise wird der starke, heiße Kaffee über eine Schicht gezuckerter Kondensmilch gegossen. Die milchige, zuckrige Süße bildet einen wunderbaren Kontrast zur bitteren Stärke des Kaffees. Diese Kombination ist das Herzstück des gesamten Geschmackserlebnisses.
Deine Ausrüstung: Der vietnamesische Kaffeefilter (Phin)
Das Herzstück der Zubereitung ist die Phin. Diese simple, aus vier Teilen bestehende Metallfilterpresse ist genial in ihrer Einfachheit. Sie besteht aus einer Tasse mit Löchern, einem Filterteller, einem Pressdeckel und einem Deckel. Du brauchst keinen Strom, keine teure Maschine – nur etwas Geduld. Eine Phin ist sehr preiswert und ebenfalls in vielen Asia-Läden oder online erhältlich. Sie ist das Werkzeug, das den Kaffee langsam und schonend extrahiert und ihm sein volles Aroma entlockt.
Schritt für Schritt zur perfekten Tasse
Nun geht es ans Eingemachte. Sieh die Zubereitung als ein kleines Ritual. Nimm dir die Zeit und beobachte, wie Tropfen für Tropfen dein Kaffee entsteht.
Zutaten für eine Tasse:
- 2-3 gehäufte Esslöffel grob gemahlener vietnamesischer Kaffee (ca. 15-20g)
- 2 Esslöffel gezuckerte Kondensmilch
- Heißes Wasser (nicht kochend, idealerweise circa 90-95°C)
- Vietnamese Kaffeefilter (Phin)
- Ein Glas oder eine Tasse
Die Zubereitung:
- Gib die Kondensmilch zuerst in dein Glas. Sie wartet dort schon auf den heißen Kaffee.
- Setze den Filteraufsatz (die Tasse mit den Löchern) auf das Glas.
- Gib den grob gemahlenen Kaffee in den Filter und schüttle ihn leicht, um ihn eben zu verteilen.
- Setze den Pressdeckel leicht auf den Kaffee. Drücke ihn nicht fest hinunter – er sollte nur locker aufliegen.
- Jetzt kommt der sogenannte “Bloom”. Gieße gerade so viel heißes Wasser in den Filter, dass der Kaffee komplett benetzt ist. Warte etwa 30-45 Sekunden. Das lässt den Kaffee aufquellen und entgast, was für eine gleichmäßigere Extraktion sorgt.
- Fülle den Filter nun komplett mit heißem Wasser auf und setze den Deckel oben auf. Jetzt beginnt der Prozess. Der Kaffee wird langsam, Tropfen für Tropfen, durch den Filter in dein Glas laaufen. Das kann zwischen 3 und 5 Minuten dauern. Hab Geduld, das ist ganz normal!
- Wenn das Wasser komplett durchgelaufen ist und nur noch wenige, langsame Tropfen kommen, ist dein Kaffee konzentriert fertig. Nimm den Filter ab.
Vom heißen Genuss zum eisgekühlten Erfrischer
Nun hast du einen starken, konzentrierten Kaffee über der süßen Kondensmilch in deinem Glas. Rühre alles kräftig um, bis sich die Kondensmilch vollständig aufgelöst hat und eine schöne, cremige Farbe entsteht. Du kannst ihn jetzt so, heiß, genießen.
An einem warmen Tag ist die eisgekühlte Variante, der Cà Phê Sữa Đá, absolut perfekt. Fülle ein hohes Glas einfach mit einer Handvoll Eiswürfeln und gieße den fertig gerührten, heißen Kaffee-Kondensmilch-Mix darüber. Das Eis klappert, der Kaffee kühlt ab und verdünnt sich leicht – die erfrischeste Art, den Tag zu beginnen oder eine Pause zu machen.
Kleine Tipps für das beste Ergebnis
Wenn dein Kaffee zu schnell oder zu langsam durchläuft, kannst du das leicht regulieren. Läuft er zu schnell und schmeckt wässrig, presse den Deckel beim nächsten Mal etwas fester auf den Kaffee. Läuft er extrem langsam oder gar nicht, lockere den Druck etwas. Die Mahlgröße sollte immer grob sein, ähnlich wie bei einer French Press. Zu fein gemahlener Kaffee verstopft den Filter.
Trau dich auch, mit dem Verhältnis von Kaffee zu Kondensmilch zu spielen. Manche mögen es sehr süß und milchig, andere lieber stärker und herber. Finde deine persönliche Balance.
Eine kleine Auszeit, die du dir gönnen kannst
Die Zubereitung von vietnamesischem Kaffee ist mehr als nur das Kochen eines Getränks. Es ist eine bewusste Pause. Die wenigen Minuten, in denen du dem langsamen Tropfen zusiehst, laden dazu ein, inne zu halten und den Moment zu genießen. Es ist eine kleine Meditation für den Alltag.
Mit dieser einfachen Methode hast du nun alles an der Hand, um dir diese besondere Geschmackserfahrung jederzeit selbst zu kreieren. Es ist ein unkomplizierter Weg, deine Kaffeeroutine zu bereichern und ein Stück fernöstlicher Gemütlichkeit in deine eigenen vier Wände zu bringen. Probier es einfach aus und lass dich von der intensiven und cremigen Note überraschen.